Herkunft des Bergamasker Hirtenhundes
Beim Bergamasker Hirtenhund (früher pastore delle alpi, Alpenhund genannt) handelt es sich um eine alte italienische Rasse von Hirtenhunden, welche über die gesamte südöstliche Alpenregion verbreitet war. Besonders groß war der Bestand dieser Hunde in den italienischen Tälern um Bergamo, wo Schafzucht betrieben wurde.
Einige Autoren nehmen an, dass die europäischen Hirtenhunde durch viehzuchttreibende Nomadenvölker während ihrer Wanderungen in der Zeit der Urgeschichte von Ostasien her nach Europa gelangt sind. Dass der BERGAMASKER HIRTENHUND bereits seit Jahrhunderten existiert, bestätigen verschiedene Autoren alter Schriften und Urkunden. In der „Gemeinnützigen Wochenzeitschrift für Bündten“ publizierte G. v. Albertini aus Tamins folgenden Artikel: (Auszug)
Im Italienischen Hundestammbuch wurde 1898 der erste Bergamasker-Hirtenhund eingetragen (FCI Standard Nr. 194). Weitere folgten nur vereinzelt. Er war der Hund der Hirten und diese waren nicht interessiert, ihre über Generationen im selben Familienbesitz gezüchteten Hunde aus den Händen zu geben. Pietro Rota, ein Geschäftsmann aus Mailand, war der erste Züchter, der sich mit Begeisterung der Bergamasker Zucht annahm und seine Würfe regelmäßig eintragen ließ.
Sein erster Zuchtrüde ALPINO dürfte wohl der Stammvater vieler reinrassiger Bergamasker sein. Wann der Cane delle Alpi offiziell vom ENCI, dem Italienischen kynologischen Landesverband zum Cane da Pastore Bergamasco umgetauft wurde, ist nicht mehr bekannt.
Der Bergamasker ist leider in seinem Bestand bedroht und steht daher auf der Roten Liste der gefährdeten Haustierarten der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e. V. GEH.
Bergamasker Geschichte – „Die Wirtschaft der Bergamasker Schäfer (1781)“
Alle die Schäfer oder Besitzer von Schaf-Herden, welche in unsere Alpen kommen, sind in der Gegend um Bergamo zu Haus; sie sind beinahe alle mit einander verwandt und haben meistens ihre Herden ererbt; denn diese Art unsere Alpen zu benutzen ist schon seit Jahrhunderten gewöhnlich und hat sich meist unter den Nachkommen des gleichen Hauses erhalten. Sie müssen, die Essenszeit ausgenommen, den ganzen Tag über und oft noch halbe Nächte durch, unter freiem Himmel bei den Schafen zubringen.
Ihre Nahrung besteht Tag für Tag in nichts anderem als in einer Wasser-Polenta und einem Stück Käse des Abends und des Morgens.
Die Anzahl der sämtlichen diesjährigen Schafe auf dem Splügner-Berg beläuft sich über 900. Mit diesen kommen die Schäfer Anfangs Juni aus Piemont auf bemeldten Berg. Wenn es warm ist, oder nicht regnet, reisen sie mit den Herden meist bei Nachtzeit, und dennoch verlieren sie von denselben wenige oder keine, welches sie vorzüglich ihren Schäferhunden zu verdanken haben. Dies ist eine Art großer mit Wolle ähnlichen langen Haaren bedeckter Hunde und einen solchen, wenn er wohl abgerichtet ist, tauschen sie oft gerne gegen zwei große Schafe ein; die ganze Nahrung dieser Hunde besteht in Grüschen (Kleien) und Wasser. Außerdem, dass sie ihren Patronen als gute Verteidiger der Schafe gegen Anfälle der Wölfe oder anderer reißender Tiere dienen, vertreten sie die Stelle teurer Hirten und Treiber. Auf ihren Wanderungen vertrauen sie jedem Hund einen Trupp Schafe an, die er an den Ort ihrer Bestimmung unter dem Befehl seiner Herren bringt und das mit einer solchen Sorgfalt, dass wer nur ein Schaf berühren wollte, gewiss seinen Zähnen nicht entgehen würde.
Aufgaben des Bergamasker Hirtenhundes
Auf den Wanderungen mit der Schafherde brauchten die Hirten also einen intelligenten, selbständigen, robusten, wetterharten und genügsamen Hund. Er hatte die Herde zu führen, war aber auch unentbehrlich, wenn Lämmer und Mutterschafe von der übrigen Herde getrennt werden mussten. In der Nacht verteidigte der Bergamasker seine Schützlinge gegen zwei- und vierbeinige Diebe. Mit Hirten und Herde war der Bergamasker bedingungslos treu verbunden.
Diese vorzüglichen Charakter-Eigenschaften wurden durch die Hirten gefördert und durch rigorose Zuchtauswahl erhalten.